Im Mai 2017 feierte der Japan Akita e.V. sein 10-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass veröffentlichte der VDH in seiner Verbandszeitschrift "Unser Rassehund" Ausgabe 05/2017 ein Portät unseres Vereins. Hier die vorab gestellten Fragen mit den jeweiligen Antworten:
Seit wann gibt es den Japan Akita e.V.?
Der Japan Akita e.V. (JA) wurde am 27. Mai 2007 von engagierten Züchtern und begeisterten Liebhabern dieser Rasse in Kirchheim/Hessen gegründet. Wir wollten einen Verein entstehen lassen, der sich einzig und allein um die Belange der Rasse „Akita“, nach dem bei der FCI hinterlegten Standard Nr. 255, kümmert. Umgangssprachlich und zur Verdeutlichung seiner Herkunft wird diese Rasse gerne als Japanischer Akita bezeichnet, was unserem Verein letztlich seinen Namen gab.
Wie viele Mitglieder hat der Verein aktuell?
Ursprünglich von 19 Gründungsmitglieder ins Leben gerufen sind wir kontinuierlich gewachsen und zählen derzeit rd. 210 Mitglieder.
Welches sind die diesjährigen Vereins Highlights?
Hier sind vor allem zwei Highlights zu nennen.
Zum einen unser 10-jähriges Jubiläum Japan Akita e.V. im Rahmen unseres Frühjahrstreffens vom 25.-28.05.2017.
Von der Gründung, über die vorläufige Mitgliedschaft hin zum Ordentlichen Mitglied im VDH e.V. war es ein langwieriger, weiter, anstrengender und aufregender Weg. 10 Jahre Japan Akita e.V. sind daher ein willkommener Anlass für ein paar Tage innezuhalten und zu feiern.
In der Landessportschule Bad Blankenburg, im Herzen Thüringens, werden wir uns für vier Tage treffen. Natürlich gibt es ein Rahmenprogramm, zu dem wir alle Mitglieder und Freunde aus dem In- und Ausland recht herzlich willkommen heißen. Neben einigen - über die Tage verteilten - Überraschungen, haben wir am Jahrestag der Gründung, 27. Mai, unsere Vereinssieger-Ausstellung, zu der wir Frau Daniela Steffen aus der Schweiz als Zuchtrichterin gewinnen konnten. Im Anschluss daran, werden wir einen kleinen Festabend veranstalten und mit dem ein- oder anderen Gläschen auf 10 Jahre JA e.V. anstoßen.
Zum anderen unser Wochenendseminar 30.09./01.10.2017 mit Dr. Udo Gansloßer / Thomas und Ina Baumann anlässlich unseres Herbsttreffens vom 30.09.-03.10.2017. Auch wenn wir das Seminarthema erst spät festlegen, um auf aktuelle Bedürfnisse bzw. Wünsche zeitnah eingehen zu können, gehört ein Seminar wie dieses zum Highlight unseres Vereins. Die Verbindung eines Verhaltensforschers mit hocherfahrenen „Hundepraktikern“ über zwei Tage hinweg gibt uns die Möglichkeit wissenschaftliche Erkenntnisse an praktischen Vorführungen/Übungen live zu erleben und Rück-/Aufschlüsse für die eigene Rasse mitzunehmen.
Welche Schwerpunkte setzt der Verein?
Zweck des Vereins ist die standardgerechte Reinzucht der Rasse. Unsere besonderen Schwerpunkte liegen dabei auf Gesundheit, Verhalten, Erziehung und Sozialisierung. Die Kernprioritäten schlechthin, welche wir deshalb so in unserer Gründungssatzung auch verankert haben.
Besonders in unseren Breitengraden kommt dabei der Sozialisierung eines Hundes besondere Bedeutung zu. Der gesellschaftlich akzeptable Hund, der nicht nur unter tierschutzgerechten Bedingungen aufwächst, sondern vor allem problemlos mit uns Menschen leben kann, muss immer ein besonderes Zuchtziel sein.
Das "Magische Dreieck" aus GENETIK, HALTUNG und AUSBILDUNG ist dabei stets unser strategisches Programm für einen gesunden und sozial kompetenten Akita, der problemfrei in einer von menschlichen Bedürfnissen geprägten Umwelt zurechtkommt.
Soziale Kompetenz setzt u. a. auch Wissen und Können beim jeweiligen Besitzer voraus.
Vor diesem Hintergrund haben wir bereits vor Jahren über diverse Fragebögen Daten über unsere Akita und deren Besitzer erhoben. Obwohl freiwillig, war der Zuspruch enorm und versetzt uns so in die Lage gezielt weiterzuarbeiten.
Hier trifft es sich gut, dass die Tierärztin Larissa von Scotti in der Verhaltensbiologie zu dem Thema „Persönlichkeits- und Aktivitätsentwicklung im Welpen- und Junghundealter“ promoviert. Keine Frage, dass wir uns an dieser Studie - wissenschaftlich begleitet von PD Dr. Udo Gansloßer - beteiligen. Geht es im Kern doch um die Frage, ab welchem Alter und aufgrund welcher Merkmale sich die Persönlichkeit eines Hundes einschätzen lässt.
Fortbildung
Seit unserer Gründung legen wir ein hohes Augenmerk auf gezielte Fortbildung. Neben wissenschaftlichen Vorträgen im Bereich der Anatomie, Augenheilkunde, Fortpflanzung, (Epi)Genetik, etc., sind wir vor allem im verhaltensbiologischen Bereich hoch aktiv. Alljährlich veranstalten wir hierzu, für unsere Mitglieder kostenlose, Seminare. Im Rahmen von Wochenendseminaren verbinden wir Theorie und Praxis. So greifen wir gezielt Themen auf, wie z. B. „Aggressions- und Konfliktmanagement im inner- und zwischenartlichen Bereich. Diese Themen werden wissenschaftlich erörtert und durch Videosequenzen vertieft. Ausgehend von dem jeweiligen Thema, werden von den Referenten eigens ausgearbeitete Übungen angeboten bzw. Versuchskonstellationen aufgebaut, an denen sich Seminarteilnehmer mit ihren Akita aktiv beteiligt können. Hiervon werden Videos gedreht und noch während des Seminars detailliert besprochen. Diese Nachbesprechung - sehr häufig an Hand von Zeitlupensequenzen – ermöglichen es allen über die gezeigten Verhaltensabläufe, der Mimik, der Gestik, etc. tiefe Einblicke zu erhalten und so fundiertes Wissen und Erfahrungen zu sammeln.
Zudem ist es uns gelungen das „Hundezentrum Baumann“ für regelmäßig wiederkehrende, reine
Akita(fortbildungs)seminare zu gewinnen. Hier wird es den Akitabesitzern ermöglicht über spezielle Verhaltenstests mehr über ihren eigenen Akita oder die wechselseitigen Beziehungen z. B. in einer Mehrhundehaltung zu erfahren.
ADHS beim Hund
Ein Anliegen ist es uns aber auch über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und Themen zu unterstützen, die für andere Hunderassen wichtig sein können bzw. sind.
So mehren sich die Anzeichen, dass ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) als Erscheinung nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Hunden festzustellen ist. Anlass zu Besorgnis geben hier allerdings weniger die Akitas, als vielmehr Rassen, die schon immer als besonders lebhaft bis nervös galten und wo es inzwischen eine Entwicklung hin zu besorgnis-erregenden Verhaltensstörungen gibt. Anhaltspunkte dafür zu haben, was "normales Hundeverhalten" eigentlich ist und wo "Problemverhalten" anfängt, bedarf es breitangelegter Studien über das Verhalten verschiedener Hunderassen, auch solcher, die eher als ruhige, gelassene und wesensfeste Rassevertreter gelten, wie eben unsere Akitas. Die Rasse Akita sozusagen als "Gradmesser" einer eher „ausgeglichenen Rasse“.
Dieser Problematik geht derzeit Herr Nikolai Hoppe im Rahmen einer Masterarbeit nach, bei der wir gerne behilflich sind. Schließlich sind die Studenten von heute unsere Wissenschaftler von morgen!
Welches sind die größten Herausforderungen bei der Betreuung des Japan Akita?
Die gesetzten Schwerpunkte des Vereins haben sehr viel mit den Herausforderungen zu tun, welche rassespezifisch und in Verbindung mit unseren Breitengraden gegeben sind. Molekulargenetische Untersuchungen haben ergeben, dass der Akita - zusammen mit Shiba, Chow-Chow und Shar Pei - zu den genetisch nächsten Verwandten des Wolfes und zu den ältesten Hunderassen gehört. Einerseits wie sein Vorfahr ein Rudeltier, ist er andererseits ein als Einzelgänger gezüchteter Arbeitshund, der in früheren Zeiten als Bärenjäger und später als Wachhund eine Aufgabe selbständig zu erledigen hatte. Vereinfacht dargestellt, wurde der Akita jahrhundertelang als neben seinem Besitzer selbständig agierender Hund gezüchtet und gehalten. Und daraus erklären sich die einem Akita besonders auszeichnenden Charaktereigenschaften: Ein ruhiger, würdevoller Hund mit großer Individualdistanz, starkem Rangordnungsbewusstsein und hoher Problemlösungskompetenz, selbstbewusst, eigenständig bis eigensinnig, mutig und intelligent.
Heute ist einem Akita kein spezielles Aufgabenfeld mehr zugeordnet. Er gilt und wird daher auch als reiner Familienhund geführt. Man kann sich leicht ausmalen, dass ein Hund mit solchen Charaktereigenschaften in Verbindung mit seiner Größe und Kraft, eher ungeeignet für Ersthundebesitzer ist und vielmehr einem erfahrenen Hundebesitzer der Vorzug gegeben werden sollte/muss. Diese Rasse braucht eine klar strukturierte Erziehung, mit artgerechter Auslastung und konsequenter Handlungsweise, kurzum: Eine Person, die Vertrauen aufzubauen vermag, damit eine gute Bindung zwischen Mensch und Akita entstehen kann.
Ansonsten könnte ein Akita höchst erstaunliche Lösungen für Probleme finden, die man ohne ihn gar nicht hätte. Es kommt nicht von ungefähr, dass immer wieder ca. 1 ½ - jährige Akita einen neuen Besitzer suchen.
Die Zucht rassespezifisch abzustimmen, mit passender Welpenprägung beim Züchter und geeigneter Fort-, Umsetzung beim Halter sind die größten Herausforderungen bei der „Betreuung“ eines Japan Akita. Entsprechend ausgelegt sind unsere Anforderungen an einen Züchter, getragen von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum einen und permanenten Fortbildungsmaßnahmen in Theorie und Praxis zum anderen. Wissen und praxisnahe Anwendungen, die wir in hohem Maße auch bzw. gerade den Besitzern der Rasse Akita anbieten und umsetzen.
Was wird aktiv für eine gesunde Zucht getan?
Unser magisches Dreieck findet seine Fortsetzung bzw. Ausgestaltung in dem von uns bezeichneten „4-Säulenmodell der Zucht“. Mit anderen Worten, unser besonderes Augenmerk liegt auf "Gesundheit - Verhalten - Erziehung - Sozialisierung".
Dabei beginnt die Zucht zu allererst bei uns und unseren Züchtern. Für das Zuchtrecht ist es nicht damit getan „nur“ einschlägige theoretische (Vor)Kenntnisse durch den Besuch von entsprechenden Züchterseminaren zu haben. Wir fordern von unseren Züchtern zudem den Nachweis einer entsprechenden Sachkunde im Bereich der Kynologie mittels einer erfolgreich abgelegten schriftlichen Prüfung. Zudem sind eine Zuchtstättenabnahme und die kontinuierlicher Fortbildung verpflichtend. Auch haben alle Zuchttiere die umfangreichen Zuchtzulassungsbestimmungen zu erfüllen. Neben den obligatorischen Grundstandards, wie Zuchtmindestalter, gesunder Allgemeinzustand, HD- und Augenuntersuchungen, Erstellung eines DNA-Profils, sind Ausstellungsergebnisse nachzuweisen und eine positive Verhaltensbeurteilung vorgeschrieben. Dazu ist eigens eine Verhaltensüberprüfungskommission eingerichtet. Diese besteht aus 3 Personen, die über besondere Kenntnisse beim Akita - insbesondere im Bereich Erziehung und Verhalten - verfügen müssen. Eine Person soll ein Spezial-Zuchtrichter sein. Doch damit ist es längst nicht getan.
Ohne aktive Unterstützung und Beteiligung an Wissenschaft und Forschung ist eine Zucht moderner Prägung für uns heute nicht mehr denkbar. Um dies zu ermöglichen und flexibel reagieren zu können, werden zwingend von allen Zuchttieren und Welpen Blutproben in einem Labor eingelagert und stehen dem Verein uneingeschränkt zu eigenen Forschungszwecken zur Verfügung.
Eigene Forschungs-/Wissenschaftsprojekte
Nur so war es uns möglich, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Distl und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, einen Langhaargentest eigens für Akita entwickeln zu lassen. Nachdem Langhaar als zuchtausschließender Fehler bei dieser Rasse gilt, ist es nun mit diesem Test möglich, die Deckpartner so zu wählen, dass das Langhaargen erhalten bleibt, aber bei den Welpen kein Langhaar (Merkmalsträger) mehr fällt. Letztlich ist es so möglich das Zuchtpotential deutlich zu vergrößern. Selbstverständlich ist dieser Test allen Akitabesitzern weltweit zugänglich.
Bei der Sebadenitis handelt es sich um eine Erkrankung, bei der die Talgdrüsen der Haut durch eine Entzündungsreaktion irreversibel zerstört werden. Die eigentliche Ursache ist bis heute unbekannt. Es wird aber vermutet, dass die Sebadenitis genetisch bedingt ist. Dabei ist eine genetisch bedingte Immunerkrankung eine mögliche Erklärung.
Da unsere Rasse davon betroffen ist, haben wir - mit Unterstützung von Prof. Dr. Distl und vorgenannter Hochschule - begonnen, entsprechendes Material, Blutproben/Hautproben, gezielt zu sammeln, zu analysieren und auszuwerten.
In Zusammenarbeit mit der Firma FERAGEN läuft unter dem Stichwort "Genetische Vielfalt - DLA Gene und ihre Relevanz in der Zucht"-, eine DLA-Haplotypen Untersuchung unserer Akita.
Ziel und Zweck ist es die genetische Vielfalt in der Rasse Akita zu erhalten bzw. zu vergrößern. Nachdem DLAs diverse wichtige Funktionen im Immunsystem übernehmen, erhoffen wir uns auch wichtige Rückschlüsse auf mögliche Erkrankungen.
Manch einer wird sich abschließend vielleicht die Frage stellen, warum das Alles?
Die Antwort darauf ist sehr einfach. Wenn wir Hunde schon domestiziert haben, dann tragen wir als Mensch auch die Verantwortung für diese Lebewesen. Die Erhaltung der Gesundheit mit zunehmend schwieriger werdenden Umwelt- und Lebensbedingungen nimmt uns in die Pflicht.
Erst wenn wir bereit sind uns dieser Verantwortung zu stellen, haben wir die geistige Grundvoraussetzung uns in der Zucht zu betätigen.
An dieser Stelle sei abschließend an ein Grußwort anlässlich einer unserer Ausstellungen erinnert, das vielleicht das Empfinden von Akitaliebhabern widerzuspiegeln vermag.
„Die stoische Ruhe, die innere Ausgeglichenheit und die Würde mit der ein Akita nicht nur seinen Besitzer, sondern ebenso die Ausstellungsbesucher gleichermaßen in seinen Bann zieht, sind faszinierend und erholsam zugleich.
Der Akita wirkt ruhig und gelassen, dennoch entgeht ihm nichts. Wachsam, aber würdevoll nimmt er seine Umgebung wahr. Die hektische Betriebsamkeit von Ausstellungen prallt auf einen Akita auf, federt ab und verwandelt sich. Beruhigende Atmosphäre strömt zurück, breitet sich aus und wie von Zauberhand geführt hält Mensch und Tier inne und verweilt. Eine Zone der Ausgeglichenheit, der Zufriedenheit und des inneren Glücks wird merklich spürbar und eine positive, entspannende Aura verströmt im Raum. Das japanische Lächeln eines Akita berührt uns soeben und legt sich als behaglicher, wohltuender Mantel um unsere Seele.“