Rassebeschreibung

Herkunft:

Der Akita hat seinen Namen von seiner Heimat, der Präfektur Akita in Nordjapan rund um die Stadt Odate, die noch heute als „Hundestadt“ gilt. Das seinem Namen oft angehängte, aber unnötige Inu bedeutet lediglich „Hund“. Auch alle anderen in Japan beheimaten Rassen tragen die Namen ihrer Heimat - Shiba, Hokkaido, Kishi, Kai, Tosa usw. - und sind außer dem Tosa alle aus der Familie der Spitze und gehören nach FCI-Standard zu den „Hunden vom Urtyp“. Der Akita ist der größte der japanischen Spitze.

Odate – Akita-Präfektur


Über die Abstammung des Akita gibt es viele Vermutungen und Meinungen, eine der bekanntesten lautet, dass mit den Einwanderern vom asiatischen Kontinent große, aus dem „hohen Norden“ stammende Hunde nach Japan kamen und sich mit den dort vorhandenen mittelgroßen japanischen Hunden vermischten.
Dagegen steht die Ansicht, dass Akita-ähnliche Hunde bereits in vorhistorischer Zeit in Japan zu finden waren und nicht durch menschliche Einflussnahme entstanden sind.
Wie auch immer, Hunde vom Aussehen des Akita leben seit mehreren Jahrtausenden in Japan, wie Abbildungen auf Tonwaren belegen. Dieses hohe Alter wird von neuesten Forschungen bestätigt. Molekulargenetische Untersuchungen haben ergeben, dass der Akita zusammen mit Shiba, Chow-Chow und Shar Pei zu den genetisch nächsten Verwandten des Wolfes und zu den ältesten Hunderassen gehört. Diese nahe Verwandtschaft erklärt einige seiner Charaktereigenschaften wie seine Instinktsicherheit und sein ausgeprägtes Rudelbewusstsein.

Zeichnung Akita-Museum Odate


Historie:
Die ersten Vorfahren der Akita waren mittelgroße Hunde, die in der von Jagd und Fischfang geprägten Matagi-Dörfern (Jägerdörfer) Nordjapans als Matagi Inu gehalten wurden und von Antilope bis Bär alles jagten.
Im Mittelalter änderten sich die gesellschaftlichen Bedingungen, die Landwirtschaft wurde ausgebaut, es entstanden Bauerndörfer, der Adel erstarkte, Revolten waren an der Tagesordnung. In der sesshaften Bevölkerung wuchs der Wunsch, zum Schutz von Haus und Hof Wach- und Schutzhunde einzusetzen – aus dem Matagi Inu wurde der Akita Inu mit imposanten Aussehen, wachsam, wehrhaft, selbstbewusst, größer und kräftiger als der Matagi Inu, den es in den abgelegenen Jägerdörfern aber weiterhin gab.
Im 19. Jahrhundert wurde aus dem europäischen Ausland die Sitte, Hundekämpfe zu veranstalten, übernommen. Dazu waren die einheimischen Rassen nicht geeignet Deshalb wurden ausländische Hunde (vor allem Molosser und Terrier) eingeführt und mit den einheimischen Hunden gekreuzt – es entstanden große Hunde, die mit Matagi und Akita in Wesen und Aussehen nicht mehr viel gemein hatten - mit Schlappohren, hängender Rute, lockerer Haut und hängenden Lefzen.

Zeichnung Akita-Museum Odate
„Shiro mit seinem Herrn bei der Bärenjagd“


Nachdem die Hundekämpfe 1909 verboten wurden, gab es für diese Hunde keine Verwendung mehr. Gleichzeitig entstand eine Bewegung der Rückbesinnung auf japanische Werte und Traditionen und zur Erhaltung der historischen Stätten und Landschaften, der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt. Und so begann mithilfe der immer noch vorhandenen Matagi Inu und Akita Inu die Rückzüchtung des ursprünglichen japanischen Hundes Nordjapans. 1931 wurde der Akita Inu als erster der japanischen Spitzrassen zum Naturdenkmal erklärt.

Matagi Inu Akita-Musem Odate


Nach dem 2. Weltkrieg, in dessen Notzeiten viele Hunde nicht mehr ernährt werden konnten oder sogar als Nahrung dienen mussten, wurde mit den wenigen Überlebenden in diesem Sinne weitergezüchtet.

Dabei kristallisierten sich 2 Linien heraus. Die eine war die mehr dem ursprünglichen japanischen Hundetyp entsprechende Ichinoseki-Linie. Die andere war die Linie von Dewa-go und seinem Sohn Kongo-go, in denen die Einkreuzungen von Molossern und Deutschem Schäferhund noch zu erkennen waren. Heute stellen die aus den beiden verschiedenen Schlägen gezielt gezüchteten Hunde die Vertreter der beiden unterschiedlichen Akita-Rassen – den Japan-Akita, hochläufig, mit kurzem Rücken und spitztypischem Kopf, wie er im Mutterland Japan bevorzugt wird und den American Akita, gedrungener, mit niedrigeren Läufen, längerem Rücken und rechteckigerem Kopf, wie er den amerikanischen Vorstellungen entspricht.

Akita-Familie vor dem Bahnhof in Odate


Aussehen:

Der Akita ist ein schöner, sportlicher und würdevoller Hund von ausgewogenem Körperbau ohne körperliche Übertreibungen, der in Charakter und Aussehen Urvater Wolf noch erkennen lässt. Mit seiner klaren weißen Gesichtsmaske, den sprechenden dunklen Augen, den aufmerksam gespitzten Ohren und dem kecken Lächeln um die Nase spricht er auch Menschen an, die sonst mit Hunden eher nichts am Hut haben. Sein Flirtfaktor ist enorm, kein Spaziergang, auf dem ein Akita-Besitzer nicht auf seinen schönen Hund angesprochen wird. Der sprichwörtliche dichte Akita-Pelz, gut gefettet und damit schmutzabweisend animiert auch Fremde dazu, ihre Hände darin zu vergraben – was die wenigsten Akita schätzen, aber stoisch über sich ergehen lassen.

Aber gerade das attraktive Äußere verführt dazu, unter dem Streichelfell den nächsten Verwandten des Wolfes zu übersehen. Der Akita ist kein Plüschtier, sondern höchst lebendig und auch als jahrtausendealtes Haustier immer noch ein Beutegreifer von ganz eigenem Charakter.

weiße Maske


Gesundheit:

Wie alle gezüchteten Hunde hat der Akita nicht mehr die Vitalität seines Ahnen Wolf. Trotzdem hat er im Vergleich zu anderen Rassen vergleichbarer Größe eine hohe Lebenserwartung, 12-, 13-, 14-jährige Akita sind keine Seltenheit. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass er wie andere Hunde und auch der Mensch unter Zivilisationskrankheiten wie einem wackligen Immunsystem, Allergien und Hautkrankheiten leiden und im Alter eine Anfälligkeit für Skeletterkrankungen wie Spondylosen und Arthrosen zeigen kann. Für den Züchter bedeutet das, bei der Auswahl seiner Zuchthunde sein Augenmerk auf die Gesundheit der Tiere zu legen und für den Halter, mit einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung und einer artgerechten Haltung die Grundlage für ein gesundes Leben zu legen.

Statur in Privathaus in Odate


Charakter:

Um die Frage nach dem Charakter zu beantworten, muss man sich das Bild des Akita und seiner ursprünglichen Aufgaben vor Augen halten. Der Akita ist ein dem Wolf genetisch sehr nah verwandter, ursprünglicher Hund, der natürliche Verhaltensweisen, die anderen Rassen verloren gegangen sind, immer noch zeigt. Einerseits ist er wie sein Vorfahr ein Rudeltier, andererseits ein als Einzelgänger gezüchteter Arbeitshund, der als Bärenjäger und Wachhund eine Aufgabe selbständig zu erledigen hatte. Und daraus erklären sich die den Akita besonders auszeichnenden Charaktereigenschaften: Ein ruhiger, würdevoller Hund mit großer Individualdistanz, starkem Rangordnungsbewusstsein und hoher Problemlösungskompetenz, selbstbewusst, eigenständig bis eigensinnig, mutig und intelligent.

Akita-Museum Odate „Jagd auf den Kragenbären“


Zu Hause ist er der ideale Hausgenosse. Er ist ruhig und wird deshalb trotz seiner Größe kaum lästig. Seine Menschen liebt er über alles, zeigt das aber selten mit Überschwang, sondern eher japanisch-dezent. Fremde Menschen werden mit wenigen Wuffs gemeldet und wenn sie von seinen Menschen akzeptiert werden, freundlich empfangen, Bekannte werden begeistert begrüßt. Draußen verhält er sich gegenüber Menschen uninteressiert bis freundlich.

Zuhause


Als allein oder zu zweit arbeitender Bärenjäger brauchte der Matagi-Inu nicht nur eine gute Nase, sondern auch Selbstsicherheit, Eigenständigkeit, Mut, Reaktionsschnelligkeit und Intelligenz für schnelle Entscheidungen. Diese Eigenschaften zeigt der Akita noch heute. Auch wenn er längst keine Bären mehr jagt, der Akita braucht eine Beschäftigung, die den ganzen Hund und vor allem seine grauen Zellen fordert – am besten geeignet sind deshalb Nasenarbeit wie Suchspiele, Stoffidentifikation, Fährtenarbeit oder Mantrailing.

Mantrailing


Obedience-Wettbewerbe wird er wohl eher nicht gewinnen, die immer gleichen Unterordnungsübungen widersprechen seinem eigenständigen Charakter, der Kommandos erst mal auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft, bevor er sie in Akita-Geschwindigkeit (also eher gemächlich) befolgt.

Turnierhundesport


Die Jagdleidenschaft des Matagi tragen viele Akita noch heute in sich. Das bedeutet nicht, dass ein jagdbegeisterter Akita nur an der Leine durch Wald und Flur geführt werden kann. Aber es erfordert ein durchdachtes Antijagdtraining und alternative Beschäftigungen wie Nasenarbeit, um den Jagdtrieb kontrolliert befriedigen zu können.

Mäusefangsprung


Seine „Arbeitsintelligenz „ ist wenig ausgeprägt, weshalb er im Buch „Die Intelligenz der Hunde“ von Stanley Coren nur einen der hinteren Ränge belegt. Allerdings schränkt der Autor ein, dass nur die Gehorsams- und Arbeitsintelligenz geprüft wurde - die Fähigkeit und Bereitschaft Kommandos freudig, schnell und ohne zögern auszuführen. Die meisten Akita-Besitzer werden das bestätigen können – Kadavergehorsam ist nicht sein Ding. Geht es aber um Problemlösungs-Kompetenz, die Fähigkeit, in ungewohnten Situationen selbständige Entscheidungen zu treffen und originelle Lösungen zu finden, dann ist der Akita in seinem Element. Oder ein bisschen augenzwinkernd „ der Akita findet überraschende Lösungen für Probleme, die man ohne ihn gar nicht hätte“.

gelassener Akita


Im Umgang mit anderen Hunden zeigt der Akita in vielen Lebenssituationen Verhaltensweisen, die in anderen Rassen weniger ausgeprägt oder durch gezielte Zucht längst verloren gegangen sind. Als Rudeltier unterscheidet er dabei genau zwischen „Rudel“-Mitgliedern und Fremden. Sein Rudel – seine Halterfamilie, andere im Haushalt lebende Artgenossen und andere Haustiere –sind sein ein und alles. Seinen Hundefreunden ist er ein prima Kumpel. Fremde Artgenossen dagegen werden von ihm vorrangig als Konkurrenten wahrgenommen und dann auch so behandelt – je nach Situation ignoriert, verjagt oder unterworfen. Dabei sind die Hündinnen in der Regel zurückhaltender als die Rüden und ignorieren fremde Hunde eher. Unterstützt wird dieses Verhalten durch andere akita-typische Eigenschaften:

Akitaverhalten


Zum einen hat der als Einzelgänger gezüchtete Akita nur wenig Bedürfnis nach hundlichen Kontakten, hält sich z.B. auf Hundewanderungen eher abseits – Kontakte zu Menschen sind ihm wichtiger als die zu seinesgleichen. Zum anderen ist da die große Individualdistanz des Akita – er erwartet von Entgegenkommenden, dass sie sich langsam nähern, höflich Abstand halten und Beschwichtigungsgesten zeigen. Auf das ungebremste Anstürmen unbedarfter „Der-tut-nix“ – auch wenn sie es noch so nett meinen - reagiert er oft ungehalten.

Hundewanderung



Und zuletzt ist sein Rangordnungsbewusstsein öfter der Anlass, auf einen fremden Hund loszubrausen, um mal kurz zu klären, wer Chef im Ring ist. In den Weiten Sibiriens wäre dieses Verhalten zum Schutz des Rudels auch durchaus angemessen. Im dicht besiedelten Mitteleuropa mit ständigen Hundebegegnungen auf engstem Raum ist das oft ohne Vorwarnung überfallartige Drauflospreschen für fremde Hunde und vor allem deren Besitzer unzumutbar. Für den Halter bedeutet das, seinen Akita mit und ohne Leine unter Kontrolle zu halten, vorausschauend zu agieren und im Zweifelsfall kritische Situationen zu meiden oder ihnen auszuweichen. Der Akita – zumindest der Akita-Rüde - ist selten ein Hund für die Hundewiese.

Verantwortungsvolle Züchter berücksichtigen deshalb bei der Auswahl ihrer Zuchthunde neben Aussehen und Gesundheit auch den Charakter und da besonders die Sozialverträglichkeit.

europäische Weiten


Erziehung:

Schon allein aufgrund seiner Größe und Kraft braucht der Akita Erziehung. Nicht die viel zitierte harte Hand, die weckt im Akita nur Sturheit und Verweigerung - dem verdutzten Besitzer kann es dann durchaus passieren, dass ihn sein Hund einfach stehen lässt. Stattdessen braucht man einen klugen Kopf, der mit Sachverstand, einem klaren Konzept, Geduld, Konsequenz, Motivationsgabe, Humor und Fantasie arbeitet und sich nicht so schnell entmutigen lässt.

gut erzogene Akita


Aufgrund seiner Charaktereigenschaften braucht der Akita mehr als mancher andere Hund einen selbstsicheren und konsequenten Halter, der fünfe eben nicht grade sein lässt, sondern klare und eindeutige Regeln aufstellt und durchhält. Der Akita muss wissen, dass er nicht die Nr. 1 und auch nicht die Nr. 2, sondern immer die letzte Nummer ist. Das gilt im Haus wenn es um Liegeplätze, Fütterung, Beschäftigung usw. geht. Und das gilt draußen, wenn es um Spaziergang, Freilauf, Jagdleidenschaft und die Begegnung mit fremden Artgenossen geht. Oberste Regel ist: Der Mensch stellt die Regeln auf und alle halten sich dran – der Mensch agiert, der Hund reagiert.

konsequenter Rudelchef


Daneben braucht der Akita eine frühzeitige Gewöhnung an Artgenossen, um seinem Einzelgängertum entgegen zu wirken. Dazu muss er lernen, seine manchmal groben und prolligen Umgangsformen seinen Partnern anzupassen. Im Welpen- und Junghundekurs kann er lernen auf andere Rücksicht zu nehmen – wenn er korrigiert wird. Wenn nicht, dann entwickelt sich ehe man´s versieht der Macho, der seinem Besitzer weniger Freude macht. Deshalb braucht der Akitawelpe sozial erfahrene erwachsene Hunde, die ihm den Hunde-Knigge beibringen und kompetente, möglichste akita-erfahrene Hundetrainer.

Welpenstunde


Aber auch mit bester Sozialisierung und Erziehung – der Akita ist – gerade im Umgang mit Artgenossen - kein leichtführiger Hund. Wer sich von der Schönheit des Akita verführen lässt, ansonsten aber den Traum hat, mit seinem Hund täglich auf die Hundewiese zu gehen und dort vergnüglich und ungestresst dem Rumtollen der Hunde zuschauen zu können – der sollte sich nach einer anderen Rasse umsehen. Wer sich aber auf den Akita einlassen will, sich gerade für das Wesen dieser noch recht urtümlichen Hunde begeistern kann, ihre Unabhängigkeit und ihre Selbständigkeit schätzt, der bekommt einen großartigen Hausgenossen und unerschütterlichen Begleiter in (fast) allen Lebenslagen – einen richtigen Hund.

Freunde fürs Leben